Noch haben sich die Kolumbianer meines Heimatdorfes Copacabana (Nein ich bin (noch) nicht in Brasilien) nicht so ganz an mich gewöhnt, - Mir wurde erklärt: "Einmal Gringo, immer Gringo" - lassen mich das aber keinesfalls durch fehlende Höflichkeit oder Hilfsbereitschaft spüren.
Mein Spanisch ist zwar noch alles andere als gut, jedoch komme ich mittlerweile mit mittelprächtigem Erfolg über die Runden. (In der größten Not hilft immer lächeln und zugeben, dass man nichts versteht)
Auch mein "Alltag" in der Schule (über die ich im nächsten "Post" ausführlicher berichten werde) hat begonnen und nimmt langsam fahrt auf.
In diesem Post möchte vielmehr auf meine Erfahrungen mit Kultur, Alltag und Menschen eingehen.
An dem Gerücht, dass man hier spät aufsteht, gemächlich arbeitet, um dann lang in die Nacht reinzufeiern ist meinen Erfahrungen nach nichts dran. Hell wird es um 6 Uhr, und zeitgleich beginnen die Hunde zu bellen, die Hähne zu krähen und die Straßenverkäufer mit dem Mikrofon ihr frisches Obst anzupreisen. - Empfehlen kann ich hier nur die frisch gepressten Fruchtsäfte, die für wenig Geld zu erwerben sind. Ein Genuss! -
Wie eben erwähnt, gibt es hier viele frei umherlaufende Hunde, die leider nicht immer ausreichend versorgt werden. Das führt dazu, dass diese die rausgestellten Mülltüten aufreißen und nach Nahrung durchforsten. So kann die "Calle" oder "Carrera" am Morgen einen wirklich unästhetischen Anblick bieten.
Dunkel wird es aufgrund der geographischen Lage schon gegen halb 7 Uhr. Dennoch geht das Geschäft für die Krämerläden und Supermärkte weiter, bis manchmal in die Nacht hinein. "Fiestas" gibt es meinen Beobachtungen nach eher am Wochenende, wobei das in Medellín vermutlich anders aussehen wird.
Interessant ist auch, dass die Straßen innerhalb von 6 Kategorien eingeteilt werden, welche stellvertretend für den "Wohlstand" stehen sollen. Somit bekommen Bewohner sozial schwächerer Bezirke Preisnachlässe und Gratiseintritte verschiedenster Art. Es scheint eine kolumbianische Antwort auf Gerechtigkeitsfragen zu sein.
In den größeren Einkaufszentren der Großstädte, sind die Preise allerdings fast "europäisch", was darauf schließen lässt, dass es auch hier ein relativ weit geöffnete Schere zwischen arm und reich zu geben scheint, da diese ständig von konsumfreudigen In- und Ausländern gefüllt sind.
Insgesamt scheint im Moment unter den Studenten die Hölle los zu sein, da es wohl Bestrebungen gibt die Universitäten zu privatisieren. Dies führt zu vielen Streiks und Vorlesungsausfällen. Allen Anschein nach wird sogar das ganze Semester abgebrochen und, das Schlimmste, die Studenten bleiben auf der Strecke und bekommen die Semestergebühren nicht erstattet.
Traurigerweise scheint dies kein unübliches Phänomen zu sein. Es gibt wohl das ganze Jahr über immer wieder Vorlesungsausfälle aus Streikgründen. - An dieser Stelle kann man für die akademische Freiheit in Deutschland wirklich dankbar sein! -
Man könnte denken, damit reicht es jetzt aber auch. Falsch. Zusätzlich streiken auch noch die LKW-Fahrer und blockieren die Straßen. Die Infrastruktur in Copacabana ist damit größtenteils lahmgelegt, da der Zugang zu Metro und Autobahn versperrt ist.
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Hoffentlich gibt es bald eine Einigung in der Tarifdiskussion, damit es wieder heißt: "Vamos Colombia" |
Äußerst auffällig ist die katholische Prägung dieses Landes. In Deutschland ist es am Sonntag schwer genug nur eine einzige Messe adäquat zu füllen, sofern nicht gerade Weihnachten ist.
Während es in Kolumbien bereits in kleineren Dörfern 8 Messen am Sonntag in nur einer der vielen Kirchen gibt, die alle randgefüllt die Generationen mit einander vereinen.
Ansonsten habe ich nur noch den Botanischen Garten in Medellín besuchen dürfen, welcher ein Teil der überwältigenden Tier- und Pflanzenwelt Kolumbiens darstellt.
Ein Baby-Leguan versucht sich zu tarnen...Erfolglos! |
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